Girl and Private Jet
Ein Donnerstagabend im Solyanka, einem der angesagtesten Clubs Moskaus. Der Banker Chet tanzt im Anzug, Elena flirtet unverhohlen und Matt, der Pilot der russischen Elite, erzählt von wilden Partys über den Wolken – dem Mile High Club Deluxe. Zwischen Champagner, langen Beinen und aufreizenden Begegnungen fühlt sich der Abend wie ein Test an. Verlockung lauert überall, doch die Realität holt mich am Ende ein. Zuhause sitze ich auf der Couch, denke an den Abend und frage mich, ob das Leben wirklich so verrückt ist – oder ob ich es einfach nicht anders will.

Donnerstagabend im Solyanka, einem der coolsten Clubs Moskaus. Ich lehne an der Wand und beobachte die Tanzfläche. Es ist noch recht leer, es ist früh. Ein paar langbeinige russische Mädels tanzen, und dazwischen bewegt sich Chet, ein Banker aus der Karibik. Chet kommt direkt von der Arbeit, trägt noch seinen Anzug. Die Krawatte hängt locker, und er tanzt, als wäre es Wochenende auf den Islands.

Nein, ich bin keiner von diesen Typen, die die ganze Nacht an der Wand stehen und den Mädels hinterhergaffen. Heute ist mein Abend im Solyanka. Einmal im Monat bringe ich meine DJs mit und organisiere eine Party. Ich lade Freunde und Freunde von Freunden ein, und wir feiern zusammen. Mal sehen, ob das heute ein guter Abend wird.

Ich ziehe von Raum zu Raum, begrüße die Gäste. “Hallo, ich bin Elena,” sagt eine blonde, vollbusige Frau. Sie ist neu. “Du siehst aus wie ein Freund aus New York.” – “Aha,” antworte ich. “Dort habe ich auch mal gelebt.” – “Du bist Deutscher?” – “Nein, ich bin Bayer!” – “Ach, Bayer. Ja, mein Freund in New York war auch Bayer. Der war echt gut gebaut. Untenrum, meine ich. Wir hatten viel Spaß. Im Bett.” Sie grinst und zieht ihr Dekolleté ein bisschen tiefer. Ich schmunzle verlegen.

Bei diesen Clubpartys muss ich leider immer bis zum Schluss bleiben und danach mit dem Besitzer oder Nachtmanager sprechen. Erst dann gönne ich mir einen Drink – aber bis dahin sind die Mädels meistens schon im Bett. Entweder allein oder mit jemand anderem. Im Justo, einem anderen Club, war das besser. Dort gab es über dem Club eine Wohnung mit Schlafzimmer. Man konnte sich zurückziehen und später wiederkommen. So wie damals, als mir eine Asiatin schon bei der Begrüßung in den Schritt griff und nicht bis zum Ende warten wollte.

Zurück zur Tanzfläche. Ich träume von den guten Zeiten im Justo. Matt gesellt sich zu mir. Er ist Amerikaner, war früher Buschpilot in Alaska und flog in der Karibik von Insel zu Insel. Jetzt transportiert er die reichsten Russen in ihren Privatjets. “Mann, oh Mann,” sagt er, “gestern haben wir einen Oligarchen aus Ägypten zurückgeflogen. Der war schon sternhagelvoll, als wir ihn eingeladen haben. Im Flug hat er sich komplett abgeschossen. Hat immer nur gelallt, dass seine Freundin ihn verlassen hat. Irgendwann ist er eingeschlafen. Als wir in Moskau ankamen, konnten wir ihn kaum wecken. Der wusste nicht mehr, wo und wer er ist. Stell dir vor: 45.000 Euro für den Flug – und er erinnert sich an nichts.” Ich schüttele den Kopf.

“Du, wie bist du so drauf – sexuell meine ich?” fragt Matt plötzlich. – “Wie bitte?” – “Bist du offen?” – “Kommt drauf an, in welcher Beziehung.” – “Oft fliegen wir leer, wenn wir jemanden abholen müssen. Da packen wir ein paar Mädels ein. Und dann geht’s ab. Ich weiß nicht, ob es der Champagner ist, der Jet, der Luxus – aber sobald wir in der Luft sind, werden die wild. Unsere Flugbegleiterinnen sind da entspannt. Entweder sie schauen weg oder machen mit.” – “Echt?” – “Ja, einer von uns fliegt, der andere geht nach hinten. Danach wird gewechselt.” – “Du verarschst mich.” – “Mile High Club Deluxe,” sagt Matt grinsend. “Magst du mal mitkommen?”

Ich bestelle zwei Drinks und biete Matt einen an. “Danke, aber ich trinke nicht mehr,” sagt er. “Bin seit Jahren trocken.” Sympathisch, denke ich, und nehme beide Drinks. Ich suche Elena, die gerade mit einem anderen Typen spricht. Als sie mich sieht, kommt sie sofort zu mir. “Ist der für mich?” fragt sie, während sie mir ihren Körper entgegendrückt. “Ja, Baby, der ist für dich,” sage ich und reiche ihr den Drink. Sie schiebt ihr Bein zwischen meins, streichelt mein Bein hoch, stoppt aber immer dort, wo es interessant wird.

“Wo wohnst du?” fragt sie schließlich. Diese Frage kenne ich. Das heißt: Lass uns gehen. “Weißt du, ich habe eine Freundin,” sage ich, in der Hoffnung, dass sie nachgibt. Sie grinst. “Oh, eine Freundin? Vielleicht kann ich sie kennenlernen. Vielleicht werden wir Freunde.”

Oh Mann. Meine Freundin würde bei so etwas niemals mitmachen. Was ist das für ein Abend? Es fühlt sich an wie Folter. Ich bin umgeben von sexy Frauen, die mich auf die Probe stellen. “Gib mir deine Nummer,” sage ich kühl. “Vielleicht holen wir das irgendwann nach.” Sie scheint nicht enttäuscht, gibt mir ihre Nummer und kehrt zu ihrem Gesprächspartner zurück.

Als ich nach Hause komme, sitze ich auf der Couch, zünde mir einen Joint an und lasse den Abend Revue passieren. Was für Geschichten: die Gangbang-Piloten, die heiße Bankerin. Ein klasse Abend. Langsam döse ich ein. Es ist spät, und morgen ist Freitag – ein ganz normaler Arbeitstag.

Samstagabend bin ich auf einer Geburtstagsparty, als mein Telefon klingelt. Matt ist dran. “Wir fliegen morgen Mittag leer nach Alicante. Hast du Lust mitzukommen?” – “Ich checke die Rückflüge und sage dir Bescheid.”

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